Hormonelle Pickel und fettiges Haar im Zyklus
Mit Haut und Haaren hormongesteuert? Was der Zyklus mit Akne und Bad Hair Days zu tun hat
Erkennst Du jeden Monat (auch) an Deinen Pickeln, dass die Menstruation kurz bevorsteht? Hattest Du schon einmal einen enttäuschenden Friseurbesuch, weil kurz nach dem Styling Deine Regel einsetzte – und die Frisur binnen kürzester Zeit in sich zusammenfiel? Damit bist Du tatsächlich in guter Gesellschaft. Denn inzwischen haben etliche Studien herausgearbeitet, dass die Sexualhormone Haut und Haare beeinflussen – und dass sich bei vielen im Verlauf des Zyklus typische Muster erkennen lassen. Schwankungen im Hormonhaushalt führen so zu Unreinheiten im Hautbild und sogar den unliebsamen hormonellen Pickeln.
Wohl und Wehe des Talgs
Die Sexualhormone, allen voran Östrogen und Androgene wie etwa Testosteron, beeinflussen nämlich die Talgdrüsen in der Haut. Diese sind eigentlich Deine Freundinnen. Denn der Talg, den sie produzieren und absondern, hält Deine Haut geschmeidig und über die Kopfhaut auch Deine Haare. Der Talg schützt so Haut und Haar vor Kälte und Hitze sowie Chemikalien. Die Haut besitzt dadurch auch mehr Widerstandskraft gegen Bakterien, Viren und Pilze1. Hauptbestandteile des Talgs sind Triglyzeride, freie Fettsäuren, Wachse, Squalene (Kohlenwasserstoffe) und Proteine2.
Deine Gesichts- und Kopfhaut profitieren also von aktiven Talgdrüsen, solange diese weder zu viel Talg produzieren noch sich entzünden. Doch genau das kann in stressigen Lebensphasen, Zeiten mit ungesunder Ernährung sowie in Übergangsphasen wie Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahren leicht passieren. Manche Menschen neigen auch von Natur aus dazu. Jedenfalls besitzen die Talgdrüsen Rezeptoren, die von Hormonen beeinflusst werden, und geraten die Hormone aus dem Gleichgewicht, produzieren oft die Talgdrüsen zu viel oder zu wenig Talg – die Folge: unreine oder spröde Haut, hormonelle Pickel und fettiges oder struppiges Haar. Ein anderer Mechanismus ist dafür verantwortlich, dass manche zu zyklusbedingtem Haarausfall neigen.
Testosteron und Östrogen im Laufe des Zyklus
Über Testosteron wird häufiger im Zusammenhang mit Männern geschrieben. Doch auch der gesunde weibliche Körper produziert Testosteron, und Du benötigst es sowohl für Deine Fruchtbarkeit als auch für Dein Wohlbefinden. Im Laufe des Zyklus verändert sich die Testosteronproduktion bei der Mehrzahl aller Mädchen und Frauen wie folgt:
- In der ersten Hälfte des Zyklus steigt die Testosteronproduktion langsam an
- um den Eisprung herum erreicht sie ihren Höhepunkt
- wenige Tage danach sinkt sie ab
- mit dem Eintreffen Deiner Periode, an Tag 1 des neuen Zyklus, steigt die Testosteronproduktion wieder an.3
Da das Androgen Testosteron die Lust auf Sex fördert, ist der Peak um den Eisprung herum evolutionär gesehen natürlich sinnvoll. Noch dazu fördert das Testosteron die Talgproduktion, sodass Haut und Haare um den Eisprung herum oft besonders gesund und schön aussehen. Das schafft Testosteron aber nicht allein. Dazu braucht es auch das Sexualhormon Östrogen. Auch davon wird kurz vorm Eisprung besonders viel gebildet und die Produktionskurve in der ersten Zyklushälfte sieht ähnlich aus wie beim Testosteron. Östrogen hat auf die Talgdrüsen vermutlich eine eher bremsende Wirkung und im Idealfall entsteht durch das Zusammenspiel von Testosteron und Progesteron ein Gleichgewicht. Zusätzlich sorgt Östrogen für eine gute Kollagenproduktion der Haut, was dieselbe jugendlich frisch und straff erhält.
Nach dem Eisprung – ohne Empfängnis – geht die Östrogen- und Testosteronproduktion erst mal zurück. Dafür kommt nun viel Progesteron ins Spiel, das die Talgdrüsen tendenziell eher anregt. Im Idealfall bleibt trotzdem die Balance erhalten, Haut und Haare zeigen sich weiterhin von der besten Seite. Doch Umfragen zeigen: Viele Mädchen und Frauen neigen phasenweise oder dauerhaft in der zweiten Zyklushälfte zu Problemen, und zwar vor allem im Zeitraum ca. eine Woche vor Beginn der Regel bis zum Ende der Monatsblutung. Wenn Du Deine Regel bekommst, sind alle Sexualhormone im Sturzflug. Manchmal kann man das dann auch sehen.
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Hormonelle Pickel als Folge von Hormonschwankungen
Jene mit von Natur aus eher fettiger Haut leiden in dieser Phase oft unter einem öligen Teint, Mitessern und hormonellen Pickeln4. Auch strähniges Haar ist nun verbreitet.5 Bei Mädchen und Frauen mit trockener Haut kann diese Zyklusphase ebenfalls unschön sein: Die Haut reagiert noch sensibler, das Risiko für Ekzeme, Schuppenflechte, Juckreiz etc. steigt6. Sprödes Haar kann sich dazugesellen, auch Haarausfall ist möglich.
Wenn du besonders stark betroffen bist und/oder unter den Veränderungen leidest, scheu dich bitte nicht, ärztliche Hilfe zu suchen. Ob in der Gynäkologie, Dermatologie oder zunächst der hausärztlichen Praxis, überall gibt es Wege, deine Haut und/oder Haare zu stärken. Manchmal sind Haut- oder Haarprobleme auch ein Hinweis auf eine hormonelle Störung, wie etwa eine Schilddrüsenerkrankung oder ein Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS). Dann ist es besonders wertvoll, dass Du Deine Diagnose erhältst und entsprechend beraten oder behandelt wirst.
Doch auch ohne weitere Diagnose kannst Du unter Umständen von Medikamenten und/oder kosmetischen Behandlungen profitieren, die Entzündungen abklingen lassen, Juckreiz und Schmerzen lindern, neuen Hautproblemen vorbeugen und den Haarausfall bremsen. Manche Mädchen und Frauen lassen sich die Pille verschreiben, um Haut und Haare wieder in den Griff zu bekommen – lass Dich jedoch zu den Chancen und Risiken in Deinem Falle ausführlich beraten.
Was tut Deiner Haut und Deinen Haaren gut? Finde es selbst heraus
Wenn Du ohne Hormonbehandlung wie die Pille auskommen möchtest und Deinen Zyklus trackst, kannst Du im Übrigen einiges dafür tun, um zyklusabhängige Probleme wie etwa hormonelle Pickel zu lindern.
Inzwischen ist gut erforscht, dass der Lebensstil einen großen Einfluss auf die Haut- und Haargesundheit hat und dass auch die Pflege zuhause – die Art der Hautreinigung, das Haarewaschen, Cremes, Kuren etc. – eine Rolle spielen. Manche Menschen reagieren auf ein Übermaß an Zucker mit Hautproblemen, manche bekommen dann eher Pickel, wenn sie viele Kuhmilchprodukte konsumieren. Alkohol und Zigaretten können die Hautbarriere schwächen und begünstigen Entzündungen, während frisches Obst und Gemüse sowie Nüsse eher einen positiven Einfluss zu haben scheinen. Auch Stress (mit seinen Folgen wie Schlafmangel, unzureichender Pflege und Fastfood) hinterlässt Spuren.
Schritt eins zur Linderung wäre: Beobachte Dich selbst und notiere Dir, wie genau Deine Haut sich im Verlauf Deines Zyklus verändert. Wann zeigt sie sich von der besten Seite, wann ist dein Teint fleckig, wann bekommst Du hormonelle Pickel? Zeigen sich eher Pickel vor dem Eisprung oder sind die Pickel nach dem Eisprung das Problem? Wann neigst Du zu Bad Hair Days, wann juckt Deine Kopfhaut besonders? Binnen einiger Monate solltest Du einen guten Überblick über Dein typisches Muster haben.
Schritt zwei lautet: Analysiere, was diese Entwicklungen wie beeinflusst. Macht Schlafmangel Deine Beschwerden schlimmer, hilft Dir Bewegung im Freien? Gibt es Lebensmittel, die alles verschlimmern oder verbessern? Welches Pflegeritual, welche Produkte haben wann welche Auswirkungen? Auch die Veränderungen im Laufe des Jahres solltest Du vermerken, denn trockene Heizungsluft und warme, feuchte Sommerluft wirken natürlich gegenläufig und bei vielen spielt die Haut in den Übergangszeiten – Winter zu Frühling und Herbst zu Winter – einige Wochen lang verrückt.
So kommst Du zu Schritt drei: Finde Deine Zyklus-Haut-und-Haar-Strategie. Wenn Du zum Beispiel weißt, dass etwa sieben Tage nach dem Eisprung hormoneller „Pickelalarm“ droht, kannst Du in diesem Zeitraum ja vielleicht mit Peeling, Maske und/oder einem Besuch im Kosmetikstudio gegensteuern. Sind Deine Haare rund um die Regel struppig, wasche sie vielleicht weniger häufig oder setze auf besonders mildes Shampoo und eine Kur. Womöglich sind auch unterschiedliche Pflegeprodukte im Verlauf des Zyklus sinnvoll. Deine Hautärztin, Dein Friseur oder Kosmetiker haben sicher praxiserprobte Tipps für Dich.
Autor: Dr. Niels van de Roemer
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Literaturhinweise
1 www.ratgeber-hautgesundheit.de/haut/talgdruesen/#aufbau-funktion
2 www.netdoktor.de/anatomie/talgdruese/#:~:text=Dort%20überziehen%20sie%20die%20Haut,vor%20Hautkrankheiten%2C%20Krankheitserregern%20und%20C
3 Bui HN, Sluss PM, Blincko S, Knol DL, Blankenstein MA, Heijboer AC. Dynamics of serum testosterone during the menstrual cycle evaluated by daily measurements with an ID-LC-MS/MS method and a 2nd generation automated immunoassay. Steroids. 2013 Jan;78(1):96-101. doi: 10.1016/j.steroids.2012.10.010.
4 Pierard-Franchimont C, Pierard GE, Kligman AM. Rhythm of sebum excretion during the menstrual cycle. Dermatologica. 1991;182(4):211-3, www.karger.com/Article/Abstract/247796
5 Birch MP, Messenger A. 'Bad hair days', scalp sebum excretion and the menstrual cycle. J Cosmet Dermatol. 2003 Jul;2(3-4):190-4. doi: 10.1111/j.1473-2130.2004.00103.x
6 Falcone D, Richters RJ, Uzunbajakava NE, Van Erp PE, Van De Kerkhof PC. Sensitive skin and the influence of female hormone fluctuations: results from a cross-sectional digital survey in the Dutch population. Eur J Dermatol. 2017 Feb 1;27(1):42-48