Mein Zyklus, meine Hormone und mehr
Auch wenn der weibliche Unterleib nicht stärker ist als der Verstand der Frau, wird unser gesamtes Verhalten täglich von unseren Hormonen beeinflusst. Umso wichtiger ist es, dass wir unseren eigenen Zyklus kennen und dieses Wissen in Bezug auf Ernährung, Gemütslage und Fitness nutzen.
Menstruation
Ernährung:
Viele Frauen verlieren während der Menstruation ein wenig an Gewicht, was auf einen erhöhten Stoffwechsel und einer erhöhten Wasser- und Flüssigkeitsausscheidung zurückzuführen ist. Dies hängt vor allem mit dem Abfall des Östrogen- und Progesteronspiegels aufgrund einer nicht eingetretenen Schwangerschaft zusammen.
Stimmung:
Der Abfall des Hormonspiegels kann dafür sorgen, dass Du Dich eher entspannt und relaxt fühlst.
Fitness:
Auch wenn die eine oder andere sich bevorzugt von sportlicher Betätigung während der Periode zurückzieht, kann Sport sogar förderlich sein. Durch die körperliche Bewegung können sich Muskelkrämpfe genauso wie Schmerzen reduzieren. Der Östrogenspiegel ist zur jetzigen Zeit zwar am niedrigsten, fängt
aber wieder langsam an anzusteigen. Vielleicht stellst Du sogar fest, dass Du dadurch mehr Energie hast, um aktiver zu sein als in den vergangenen Wochen.
Pre-Ovulatorische Phase
Ernährung:
Wissenschaftler fanden heraus, dass das Hormon Östrogen wie ein Appetitzügler wirke. Dieses Hormon wird vor allem in der ersten Zyklushälfte gebildet und erreicht mit dem Eisprung seine maximale Konzentration. Durch den gesteigerten Stoffwechsel werden in dieser Zeit auch kohlenhydratreiche Lebensmittel leichter verbrannt.
Stimmung:
Gegen Ende Deiner Periode steigt Dein Östrogenspiegel kontinuierlich an, was wahrscheinlich Deine Stimmung, Energie, verbale Kommunikation und die Fähigkeit, neue Dinge zu lernen, verbessert. Das wichtigste männliche Sexualhormon, das Testosteron, spielt in dieser Phase auch für uns Frauen und unsere Stimmungslage eine erhebliche Rolle. Dieses Hormon ist wesentlich für unser Lustempfinden verantwortlich und findet seinen Höhepunkt rund um den Eisprung.
Fitness:
Laut einer aktuellen Studie ist das Workout in der ersten Zyklushälfte deutlich wirkungsvoller als in der zweiten Hälfte. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten fest, dass in der Follikelphase die Maximalkraft und Muskeldicke deutlich besser zunahmen als in der Lutealphase (Zeit nach dem Eisprung).
Ovulation
Ernährung:
Zum Zeitpunkt des Eisprungs und danach produziert der Körper verstärkt das Gelbkörperhormon Progesteron. Zugleich steigt der Blutzuckerspiegel an, damit bei einer eventuell eintretenden Schwangerschaft das Kind gut mit Zucker versorgt ist. In der follikulären Phase, wenn das Östrogen am höchsten ist, wirst Du weniger Appetit verspüren. In der Lutealphase nimmt der Energielevel ab, dafür steigt Dein Appetit. Gelüste nach ganz bestimmten Lebensmitteln sind typische Anzeichen für die kommende sogenannte prämenstruelle Zeit.
Stimmung:
Vielleicht fühlst Du Dich kurz nach dem Eisprung etwas träger und müder. Dies ist auf den Rückgang des Östrogenspiegels und den Anstieg des Progesterons nach dem Eisprung zurückzuführen.
Fitness:
Eine Möglichkeit, Deine Energie und Stimmung während der prämenstruellen Zeit zu steigern, sind körperliche Aktivitäten. Nimm Dir die Zeit für Bewegung, vielleicht morgens bevor Dein Energieniveau im Laufe des Tages weiter abnimmt.
Post-Ovulatorische Phase
Ernährung:
Das Hormon Progesteron sorgt dafür, dass Dein Appetit in der Lutealphase deutlich zunimmt. Das ist völlig normal, denn auch Dein Stoffwechsel steigt sogar nochmal um 5-10% an. Es wird empfohlen, eine ausgewogene Mahlzeit zu essen, um den in dieser Phase häufiger auftretenden niedrigen Blutzucker
zu vermeiden. Es hat sich ebenfalls gezeigt, dass die Aufnahme von mehr Protein während der Lutealphase vorteilhaft ist, da Progesteron katabolische (muskelabbauende) Wirkungen im Körper hat.
Stimmung:
Für die möglichen Stimmungsschwankungen und Niedergeschlagenheit vor der Menstruation ist Progesteron verantwortlich. Progesteron wird auch als körpereigenes Valium bezeichnet und wirkt, wenn es verstoffwechselt wird, beruhigend auf den Organismus. Nutze diese Phase, um ein bisschen runter zu fahren.
Fitness:
Der in dieser Phase häufig auftretende niedrige Blutzuckerspiegel, sorgt dafür, dass die Muskeln schneller ermüden und die Koordinationsfähigkeit abnimmt. Ein leichtes Training mit einfachen Bewegungsabläufen, kombiniert mit Krafttraining an Geräten, sorgt für mehr Power.
Autor: Dr. Niels van de Roemer
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