Von wegen Blutsschwestern …
Zyklus synchronisieren, geht das?
Vor genau 50 Jahren brachte die Psychologin Dr. Martha McClintock eine vielbeachtete Studie heraus. Studentinnen, die zusammenleben, so die Kernaussage, synchronisieren binnen eines halben Jahres ihre Regelblutungen1. Echte Freundinnen teilen eben alles: Bücher, Musik, Essen, Kleidung – und sogar Menstruationszyklus, Eisprung und Zykluslänge.
Hinterher folgten allerdings einige methodisch ausgefeilte Studien, die zu anderen Ergebnissen kamen – mit zusammenlebenden Frauen eines afrikanischen Stammes oder lesbischen Paaren, zum Beispiel2,3. Zu viele Teilnehmerinnen verpassten einander ganz oder teilweise in puncto Zyklus und Blutung. Weder der Zeitpunkt des Eisprungs noch jener der Follikelphase oder Lutealphase konnten also den Mythos von der Synchronisation der Zyklen untermauern.
Dass in Wohngemeinschaften oder Familien zwei Frauen gleichzeitig menstruieren, kommt zwar vor – doch nur selten beginnen beide Zyklen am selben Tag. Und davon ausgehend, dass die Regel mal 3 und mal 6 Tage anhält sowie ein Zyklus mal kürzer und mal länger ausfällt, ist die statistische Chancen unter Wohngenossinnen hoch, dass sie gelegentlich parallele Zyklusphasen haben und auch die Blutung zum selben Zeitpunkt einsetzt. Eine echte Blutsschwesternschaft – im Sinne von: Wir leben zusammen, unsere Eierstöcke und Eizellen funktionieren synchron und wir menstruieren jedes Mal gleichzeitig – ist dem heutigen Stand der Forschung zufolge reiner Zufall.
Autorin: Petra Plaum (Fachjournalistin für Medizin und Bildung)
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1) McClintock MK. Menstrual synchorony and suppression. Nature. 1971 Jan 22;229(5282):244-5. doi: 10.1038/229244a0. Erratum in: Nature. 1971 Feb 26;229(5287):643. PMID: 4994256.
2) Beverly I. Strassmann, Menstrual synchrony pheromones: cause for doubt, Human Reproduction, Volume 14, Issue 3, March 1999, Pages 579–580, https://doi.org/10.1093/humrep/14.3.579
3) Trevathan WR, Burleson MH, Gregory WL. No evidence for menstrual synchrony in lesbian couples. Psychoneuroendocrinology. 1993;18(5-6):425-35. doi: 10.1016/0306-4530(93)90017-f. PMID: 8416051.